Stress: Wie geht unsere Haut damit um?

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Stress: Wie geht unsere Haut damit um?

Auf Grund der aktuellen Lebenssituation, die oft sehr herausfordernd ist, habe ich mich mit dem Thema Stress und den Auswirkungen eines dauerhaften und erhöhten Stresslevels auf unseren Organismus und unsere Haut beschäftigt. Wie dies genau aussieht, was in unserem Körper und unserer Haut passiert und wie wir uns in diesen Lebensphasen helfen können, habe ich für diesen Beitrag recherchiert.

 

Stress und seine Auswirkungen

Wir kennen das alle zur Genüge: ein stressiger, durchgetakteter Alltag mit zu vielen Aufgaben und scheinbar zu wenig Zeit. Wir arbeiten, kümmern uns um die Kinder, den Haushalt, kochen, treffen Freunde, schaffen es manchmal zum Sport und stehen selbst doch allzu oft mit unseren Bedürfnissen hinten an. Dies haben wir in einer „normalen“ Realität erlebt.

Hinzu kommt durch die Pandemie neben den oft herausfordernden Aufgaben von Homeoffice und Homeschooling die psychische Belastung. Wir können vielfach unsere Familien und Freunde nicht sehen, sind in vielen alltäglichen Handlungen eingeschränkt und oftmals sehr allein. Zudem kommen Ängste in Bezug auf die Gesundheit und die Existenz häufig dazu und rauben uns unseren Schlaf. All diese Faktoren führen dazu, dass wir einen dauerhaft erhöhten Stresslevel haben. Erste Warnsignale unseres Körpers nehmen wir meist nicht wirklich wahr und wenn, kann es manchmal schon zu spät sein. Unsere Haut wird nicht umsonst als „Spiegel der Seele“ bezeichnet. Auch hier zeichnet sich ein dauerhaft erhöhter Stresslevel sichtbar ab.

Stressige Phasen gehören zum Leben dazu. Dies lässt sich oft nicht vermeiden und wenn diese Phasen in Maßen erfolgen, können sie sogar positiv wirken. Hält die Stressphase allerdings an oder folgt keine wirkliche Entspannung, so kann dies zu schwerwiegenden Symptomen führen. Die ersten Stresssymptome sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich, stellen aber ein deutliches Warnsignal des Körpers dar.

Verspannte Schultern, Kopfschmerzen, Ohrensausen bis hin zu einem monotonen Pfeifen im Ohr, Schlafstörungen, Gereiztheit und Hauterscheinungen wie Rötungen, Juckreiz und Pickel sind nur einige Symptome, mit denen unser Körper auf sich aufmerksam macht. Ignorieren wir diese Signale, so kann es zu chronisch manifestiertem Stress auf psychischer und physischer Ebene kommen.

Stressreaktionen und Wirkung von Stress auf unseren Körper

Stress allgemein ist in unserer Gesellschaft eher negativ behaftet. Betrachten wir die Abläufe in unserem Körper, stellen wir allerdings fest, dass Stress eine großartige Reaktion unseres Körpers ist. Identifiziert unser Gehirn eine Reaktion als stressig, so werden die Streßhormone Cortisol und Adrenalin ausgeschüttet. Dadurch ist der Körper in Alarmbereitschaft versetzt.

Als Reaktion steigt unser Blutdruck, die Muskeln werden intensiver durchblutet und der Blutzuckerspiegel steigt ebenfalls an. Unsere Organe werden besser durchblutet während die Blutzirkulation in unserer Haut gemindert wird. Unsere Atmung und der Herzschlag werden beschleunigt, unsere Nacken- und Rückenmuskulatur spannt sich an und nicht benötigte Funktionen wie z.B. die Darmtätigkeit werden vorübergehend heruntergefahren.

Durch die Streßhormone werden zudem Entzündungsprozesse ausgelöst und die Abwehrzellen unseres Immunsystems wandern aus dem Blut ins Gewebe. Hier können sie bei Bedarf mögliche Krankheitserreger schneller und effizient bekämpfen.

Körperliche Stressreaktionen werden auch bei Erkrankungen wie z.B. Tumor Erkrankungen, ausgelöst. Die Ausschüttung des Adrenalins unterstützt den inneren Abwehrmechanismus des Körpers gegenüber bösartigen Zellen.

Zum Ausgleich der Entzündungsprozesse wird kurz darauf das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet. Beide Streßhormone, Adrenalin und Cortisol, zählen somit zu der selbstregulierenden Hormonreaktion. Diese reguliert die Immunabwehr in Gefahrensituationen und schützt somit unseren Körper.

Bergsteiger - Adrenalin

In der Evolution ermöglichte diese Kaskade der körperlichen Reaktion den Fluchtmodus, um vor dem Säbelzahntiger davon laufen zu können. Der Mensch wurde bei drohender Gefahr schneller, reaktionsfähiger und kräftiger.

Gesteuert wird der „Kampf und Flucht Modus“ durch den Sympathikus. Der Sympathikus ist ein Bestandteil des vegetativen Nervensystems. Ist die Gefahren- oder Stresssituation beendet, so steuert der Parasympathikus entgegen. Dieser reguliert die Körperfunktionen, die für die Hochleistung erforderlich waren, wieder runter und der Körper kehrt zu seinem normalen Ausgangszustand zurück.

Heute sehen die „Gefahren“, die uns in Stress versetzen anders aus: dauerhafter Leistungsdruck, Lärm und permanente Erreichbarkeit lösen Stress und somit die Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Cortisol aus.

Zu den heutigen Stressfaktoren zählen zum Beispiel:

  • eine stressige Arbeitsatmosphäre
  • hoher Leistungsdruck
  • ständige Reizüberflutung durch Smartphone und Computer
  • übermäßiger Gebrauch der sozialen Medien
  • laute und enge Innenstädte
  • umweltbedingter Lärm
  • ständige Erreichbarkeit
  • häufiges checken der Arbeits-Emails in der Freizeit
  • sozialer Stress durch Trennungen und Familienkonflikte
  • mangelnde Anerkennung durch Partner, Kollegen und Vorgesetzte

Leiden wir unter immer wiederkehrendem Stress und bleiben die darauffolgenden Entspannungsphasen aus oder werden immer kürzer, so werden Adrenalin und Cortisol permanent ausgeschüttet und unser Körper ist in ständiger Alarmbereitschaft. Dies kann zu chronischem Stress führen.

Unser Körper hat nun nicht mehr die Möglichkeit, den Stress sowie die Stresshormone abzubauen und dem gegen zu wirken. Diese Auswirkungen können gefährlich für unsere Gesundheit sein. Ein geschwächtes Immunsystem, Bluthochdruck, Muskelverspannungen und ein erhöhtes Risiko für Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall können die Folge sein.

Chronischer Stress macht sich in verschiedenen Ausführungen bemerkbar. Schlafstörungen, innere Unruhe, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, geringere Leistungsfähigkeit und Gedächtnisstörungen können auftreten. Angststörungen, Depressionen und Burnout zählen hier zu den Folgeerkrankungen. Sichtbare Veränderungen der Haut sind hier ebenfalls zu nennen. 

Cortisolausschüttung im Körper

Auswirkungen von Stress auf unsere Haut

Unsere Psyche und körperliche Symptome hängen stark zusammen. Auch die Haut reagiert auf psychische Belastungen und Unwohlsein und kann Gefühle und Stimmungen widerspiegeln. Unsere Haut bildet eine Gänsehaut, wenn wir uns fürchten, wenn wir uns schämen werden wir rot und wenn wir Angst haben, fangen wir an zu schwitzen.

Prof. Dr. med. Uwe Gieler von der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie an der Universität Gießen erklärt das Phänomen der Hautreaktion auf Gefühle und Gemütszustände folgendermaßen: „Die Haut und das zentrale Nervensystem haben den gleichen entwicklungsgeschichtlichen Ursprung – beide bilden sich beim Menschen aus den gleichen Anlagen.“

Zudem reagiert die Haut häufig mit Stresspickeln, Ekzemen, Rötungen, juckender Haut und Verschlechterungen von bestehenden Hauterkrankungen wie z.B. atopischer Dermatitis (Neurodermitis) in stressigen Lebenssituationen und bei psychischen Belastungen.

Zunehmend wird der Zusammenhang zwischen Hautreaktionen und der Psyche untersucht und spielt bei der dermatologischen Diagnostik eine immer größer werdende Rolle. Die psychosomatische Dermatologie oder auch Psychodermatologie erforscht den Zusammenhang von Stress und Symptomen der Haut. Sie kann heute mit Sicherheit bestätigen, dass die Haut als größtes Organ unseres Körpers auf Stress und psychisches Ungleichgewicht reagiert. Die Haut ist also nachweislich der Spiegel unserer Seele.

Wenn nach den ersten unschönen Symptomen die Lebensgewohnheiten nicht verändert werden oder die Stressphase anhält, so verschlechtert sich oft der Hautzustand. Dieser führt dann wiederum zu Stress und zum allgemeinen Unwohlsein in der Haut. Menschen, die unter Akne, Ekzemen, atopischer Dermatitis oder Psoriasis (Schuppenflechte) leiden, fühlen sich oft stigmatisiert. Dieses Gefühl verstärkt den Stress und es entsteht ein Teufelskreis.

Liegt der Fokus nun auf der stressigen Lebenssituation und den Symptomen und nicht auf der Haut mit ihren Hautproblemen, so können diese sich zunehmend verschlimmern. Durch die fehlende Aufmerksamkeit gegenüber der Haut kann sich der Hautzustand so über einen längeren Zeitraum verschlechtern.

So leiden Menschen plötzlich unter schwerwiegenden Erkrankungen wie Ekzemen, Nesselsucht oder Spätakne, die zuvor keinerlei Hautprobleme hatten. Bei Menschen mit atopischer Dermatitis ist der Zusammenhang zwischen erhöhtem Stresslevel und Verschlechterung der Haut bereits bekannt. Gleiches gilt für das Auftreten des akuten Lippenherpes. In diesen Fällen sprechen wir von psychosomatischen Dermatosen.

Studien konnten den Einfluss von psychischen Faktoren auf die Manifestation, den Verlauf sowie die Therapie von überwiegend genetisch disponierten Hauterkrankungen nachweisen. Entsprechend sollte bei der Behandlung von Hauterkrankungen auch die psychische Seite berücksichtigt werden.

Ein über längere Zeit erhöhter Cortisolspiegel führt nicht nur zu Hautproblemen. Unsere Hautalterung wird dadurch ebenfalls beschleunigt. Dies liegt daran, dass das Cortisol die Kollagenfasern in unserer Haut angreift und den Abbau der Kollagenfasern erhöht. Zusätzlich werden freie Radikale durch den erhöhten Cortisolspiegel begünstigt. Unsere Haut wird dadurch schlaffer, es entstehen Falten und der Hautzustand im allgemeinen verschlechtert sich.

Durch den erhöhten Cortisolspiegel ist zudem die Barrierefunktion unserer Haut geschwächt und die Talgproduktion wird verstärkt. Die Haut ist außerdem nicht mehr in der Lage, Feuchtigkeit in ausreichender Menge zu speichern. Folglich leiden wir unter Pickeln und Entzündungen, Irritationen und trockener Haut. Dieses Hautmilieu bietet wiederum den perfekten Nährboden für Hautunreinheiten, weitere Irritationen und Bakterien. Die Regeneration der Haut ist ebenfalls verlangsamt, wodurch die Haut schnell müde und fahl aussieht. Der strahlende Glow fehlt und der Stress ist uns sofort anzusehen.

Zudem können folgende äußere Faktoren unsere Haut negativ beeinflussen und Stress verursachen:

  • Umwelteinflüsse
  • Aggressive Kosmetikprodukte
  • Chemikalien und Duftstoffe
  • Aggressive Tenside

Folgende Tipps helfen bei stressbedingten Hautproblemen:

  • Aggressive Reinigungs- und Pflegeprodukte sollten gemieden werden.
  • Zuviel verschiedene Pflegeprodukte und Wirkstoffe können zudem reizen und stressbedingte Hautprobleme verstärken.
  • Verwenden Sie lauwarmes Wasser, damit die Haut nicht zusätzlich gereizt und ausgetrocknet wird.
  • Nur sanfte Enzympeelings verwenden. Mechanische Peelings und Bürsten können nun irritierend und reizend wirken.
  • Die Hautbarriere sollte mittels Pflegeprodukten stabilisiert und gestärkt werden.
  • Unterstützen Sie Ihre Haut mit feuchtigkeitsspendenden Masken und Pflegeprodukten und verzichten Sie auf sehr reichhaltige Produkte.
  • Trinken Sie jeden Tag ausreichend viel Wasser oder ungesüßten Tee. Dies hilft den Feuchtigkeitshaushalt von innen zu regulieren.
  • Achten Sie auf ausreichend viel Schlaf. Dadurch senkt sich der Cortisolspiegel und die Haut kann sich besser regenerieren.
Juckreiz am Hals

Abhilfe leisten: Möglichkeiten zur physischen & psychischen Entspannung

Wichtig ist vor allem, dass wir uns nach Stressphasen Entspannung gönnen, um wieder in unsere Mitte zu finden. Die Balance zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Sympathikus und Parasympathikus sollte unser Ziel für ein gesundes Leben sein.

Anstatt uns mit Essen und hier vor allem mit Zucker zu beruhigen hilft zum Beispiel ein Spaziergang an der frischen Luft. Der Parasympathikus wird in der Natur aktiviert, so dass ein kurzer Spaziergang im Wald oder am Meer Stresshormone abbaut. Zusätzlich stellt sich ein Gefühl der Ruhe und Entspannung ein. Für unsere Augen ist es außerdem sehr erholsam, nicht nur auf einen Monitor zu starren. Sie erholen sich beim Blick ins Grüne.

Sportliche Bewegung sowie fest eingeplante Pausen- und Entspannungszeiten sind außerdem hilfreich. Oft geht die Pause sowie die Entspannung im Alltag bei all unseren Verpflichtungen schnell verloren und wir fallen abends völlig erschöpft ins Bett. Hier hilft die aktive Planung dieser Zeiten. Am besten mit einem festen Termin nur für mich, in dem ich mir bewußt Zeit für mich und meine Bedürfnisse nehme.

Diese Auszeiten können klein sein, sollten aber regelmäßig stattfinden. Hier ist es wichtig, dass jeder auf sich und seine Bedürfnisse hört. Bewegung, ein gutes Buch, Atemübungen oder Beauty Rituale sind hilfreich. Ein warmes Bad mit einem gut riechenden Badezusatz und eine Gesichtsmaske reichen hier schon aus, um den Körper zu entspannend, den Geist zu beruhigen und den Cortisolspiegel zu senken.

Feste Rituale, mit denen der Tag begonnen oder beendet wird, wirken zusätzlich entspannend. Auszeiten von Social Media, E-Mails und Handys im allgemeinen wirken kleine Wunder, um den Geist zu beruhigen und den Fokus auf mich und meine Entspannung zu lenken.

Wichtig ist generell bei allen Methoden zur Entspannung, dass sie zu einem passen und dass die vollkommene Aufmerksamkeit in diesem Moment auf dieser Tätigkeit liegt.

Entspannung - Wellness

 

Zusammenfassung:

Stress ist ein Thema, was uns alle mehr oder weniger ausgeprägt begleitet. Die Auslöser für Stress sind individuell und jeder reagiert anders auf Stress.

Für den einen wirkt ein stark berufliches eingespannt sein motivierend und belebend, für den anderen wirkt es lähmend und ermattend. Egal, welche Faktoren bei uns Stress auslösen, wir sollten sensibel im Umgang mit diesem Thema sein und erste Warnsignale unseres Körpers und unserer Haut ernst nehmen.

Wenn wir darauf reagieren und Phasen der Entspannung in unseren Alltag einbauen, vermeiden wir einen dauerhaft erhöhten Cortisolspiegel und die dadurch entstehenden Erkrankungen. Neben Hautproblemen wie Stresspickelchen, juckende und trockene Haut spielt die Psyche eine große Rolle.

Da auch psychische Faktoren zu körperlichen Streßreaktionen und zu stressbedingten Hautproblemen führen können, dürfen wir die Psyche bei der Entspannung und der Behandlung der Streßsymptome nicht außer acht lassen.

Wenn wir uns frühzeitig angewöhnen, auf erste Signale zu reagieren und unser Leben in Bezug auf Anspannung und Entspannung in Balance zu gestalten, lässt uns dies auf Dauer glücklicher, gesünder und produktiver sein.