Der Hauterneuerungszyklus und die Auswirkung auf unsere Hautgesundheit
Unsere Haut spielt eine große Rolle, wie wir auf andere Menschen wirken und wie wohl wir uns in dieser Haut fühlen. Eine gesunde, glatte und ebenmäßige Haut mit einem rosigen Teint und dem sogenannten Glow wünschen wir uns alle. Um dieses Ziel zu erreichen, können wir uns kosmetische Wirkstoffe und Pflegeprodukte zunutze machen. Doch erst wenn wir ein grundlegendes Verständnis von unserer Haut und ihrem Aufbau, den Mechanismen in der Haut sowie ihren Bedürfnissen haben, können wir gezielt Wirkstoffe einsetzen, um unser Hautbild zu erhalten oder zu verbessern. Für ein strahlendes, gesundes und frisches Aussehen spielt der Hauterneuerungszyklus eine wichtige Rolle. Ist dieser intakt und sind die kosmetischen Maßnahmen bekannt, mit denen der Hauterneuerungszyklus unterstützt und positiv beeinflußt werden kann, so ist die Haut in der Lage, hochkonzentrierte Wirkstoffe besser aufzunehmen und strahlt diesen Effekt aus.
Unsere Haut: Aufbau und Funktionen
Um den Hauterneuerungszyklus und seine Bedeutung für die Haut zu verstehen, ist eine grundlegende Kenntnis vom Hautaufbau essentiell. Unsere Haut ist das größte Organ, welches wir besitzen. Sie hat eine Fläche von ca. 2m2 und sie macht ca. 16 % des Körpergewichts aus. Das sind durchschnittlich ca. 8 kg.
Unsere Haut besteht aus drei Hautschichten: Epidermis, Dermis und Subkutis.
Die Epidermis ist die oberste Hautschicht. Sie weist wiederum sechs Unterschichten auf und besteht aus unseren Hautzellen, den Keratinozyten, pigmentbildenden Zellen, den Melanozyten den Haut-Immunzellen, den Langerhans Zellen sowie epidermalen Lipiden. Die Hauterneuerung findet hier in der Epidermis statt. Zudem spielt diese Schicht eine essentielle Rolle bei der Pflege. Ziel von kosmetischen Produkten ist es, Wirkstoffe in diese Schicht einzuschleusen, damit sie hier ihre Wirkung erzielen können.
Die Dermis ist die mittlere Hautschicht. Hier sind Kollagen- und Elastinfasern sowie Hyaluronsäure und Fibroblasten eingebettet. Diese Bestandteile stellen unser Bindegewebe dar und sind unter anderem verantwortlich für unsere Hautalterung. Zudem haben wir in der Dermis apokrine und ekkrine Schweißdrüsen, Haarfollikel, Talgdrüsen sowie Blutgefäße und Nervenbahnen.
Die Subkutis, das Unterhautfettgewebe, variiert als dritte Hautschicht von Mensch zu Mensch in der Dicke und je nach Lokalisation. Sie schützt unsere Organe, Knochen und Muskeln.
Zu den Funktionen unserer Haut zählen Sinnesempfindungen, die thermische Regulation sowie Stoffwechsel- und Schutzfunktion.
Vor allem die Schutzfunktion ist für das Erscheinungsbild unserer Haut von großer Bedeutung. Unsere Haut schützt uns vor chemischen Eindringlingen wie z.B. Reinigungsmitteln und bietet zudem einen physikalischen Schutz unter anderem vor UV-Strahlen. Außerdem werden wir vor mechanischen Belastungen wie z.B. Verletzungen geschützt sowie vor dem Eindringen von Mikroorganismen. Diese Schutzfunktionen sind essentiell für eine gesunde Haut.
Diese wird durch die natürliche Hautschutzbarriere vor den äußeren Einflüssen und Eindringlingen geschützt. Die Hautschutzbarriere besteht aus der äußersten Schicht der Epidermis, dem Stratum corneum. Das Stratum corneum gleicht im Aufbau einer Mauer und wird deshalb „Ziegelstein-Mörtel-Modell“ genannt. Die abgeflachten Korneozyten sind hier in epidermale, interzelluläre Lipide eingebettet. Diese interzellulären Lipide bestehen unter anderem aus Ceramiden, freien Fettsäuren sowie Cholesterol und dessen Derivate. Die Schutzbarriere unserer Haut wird zusätzlich von unserem Hydrolipidfilm bedeckt. Bei einer gesunden Haut bildet sich der Hydrolipidfilm zum einen durch Fettsäuren. Unsere Haut scheidet regelmäßig Hautfette aus, welche durch bestimmte Bakterien auf der Haut in Fettsäuren umgewandelt werden. Zum anderen haben wir auf der Hautoberfläche Bakterien, die im Rahmen des Kohlehydratstoffwechsel, der sogenannten Glykolyse, Säuren bilden. Des Weiteren besteht der Hydrolipidfilm aus Talg, der über unsere Talgdrüsen an die Hautoberfläche ausgeschieden wird. Vereinfacht gesagt ist der Hydrolipidfilm eine Emulsion aus Wasser und Lipiden. Der Hydrolipidfilm bedeckt die Oberfläche der Haut und wirkt als zusätzliche Barriere gegenüber Umwelteinflüssen. Zudem ist er verantwortlich für den hautspezifischen pH-Wert im leicht sauren Milieu. Ist die Hautbarriere intakt und unsere Hydrolipidfilm in einem hautneutralen pH-Bereich, so ist unsere Haut geschützt und die enthaltene Feuchtigkeit kann länger in der Haut verbleiben. Dies hat eine direkte Auswirkung auf unser Erscheinungsbild sowie die Hautalterung. Für eine intakte Barriere ist der Hauterneuerungszyklus elementar wichtig.1

Hauterneuerungszyklus – Zelldifferenzierung und Proliferation
Beim Hauterneuerungszyklus spielen die Keratinozyten die Hauptrolle. Die Horn bildenden Hautzellen differenzieren sich im Laufe der Zeit zu Korneozyten, abgestorbenen Hornzellen. Hierfür wandern die Keratinozyten innerhalb der Epidermis nach oben zur Hautoberfläche und differenzieren sich während dieses Prozesses zu Korneozyten. Auf der Hautoberfläche liegen sie dann als abgestorbene Hornzellen vor.
Dieser Prozeß, der Zell-Turn Over oder Hauterneuerungs-zyklus genannt, dauert zwischen 28 und 60 Tagen. Die Dauer der Zelldifferenzierung ist abhängig von unserem Alter. Je älter wir werden, desto langsamer regenerieren sich unsere Zellen und desto länger dauert der Differenzierungsprozess an.
Die Keratinozyten differenzieren sich während ihrer Reise an die Hautoberfläche zu Korneozyten, indem sie langsam abflachen. Im Stratum corneum, der obersten Schicht unserer Haut angekommen, weisen sie keinen Zellkern mehr auf und liegen hier als totes Horn vor. Neue Keratinozyten wandern von der Tiefe der Haut nach oben und die alten Korneozyten schilfern langsam von der Haut ab. Dieser Proliferationsprozess findet täglich statt.
Liegt die Verhornung und Abschilferung der Hautzellen in einem gesunden Bereich, verläuft sie überwiegend für unser bloßes Auge nicht sichtbar. Erst wenn wir eine krankhafte Überverhornung haben durch verschiedene Hauterkrankungen oder wenn die Haut sich auf Grund eines starken Sonnenbrands „pellt“, ist der Prozeß der Abschilferung für uns sichtbar. Krankheitsbedingte Verhornungsstörungen wie zum Beispiel Keratosen weisen eine gestörte Proliferation der Zellen auf. Die Lebensdauer der Zellen ist bei Keratosen oftmals verkürzt oder der Abschilferungsprozess ist gestört. Dadurch bildet sich eine dicke Hornschicht in der Haut.
Der starke Verbund von Korneozyten im Stratum corneum ist essentiell für eine intakte Hautbarriere und eine gesunde Haut. Hier liegen die Korneozyten in epidermale Lipide gebettet und sind mittels Desmosomen sehr gut miteinander verbunden. Dieses Gefüge wird auch als „Ziegelstein-Mörtel“ Modell bezeichnet, da die Korneozyten in den epidermalen Lipiden wie Ziegelsteine in Mörtel eingebettet sind.
Dadurch ist die Haut gegenüber Eindringlingen von außen wie zum Beispiel Bakterien und anderen Mikroorganismen oder schädlichen Substanzen geschützt. Zusätzlich ist durch eine intakte Hautbarriere der Transepidermale Wasserverlust (TEWL) gemindert. Der TEWL ist der Verlust an Feuchtigkeit, die wir jeden Tag aus unserer Haut über die Hautbarriere abgeben. Je gesünder die Hautbarriere ist, desto weniger Feuchtigkeit kann aus der Haut abdampfen. Zudem unterstützt eine gesunde Hauterneuerung das Feuchtigkeitsbindevermögen der Haut und läßt die Haut dadurch praller und glatter erscheinen. Studien konnten einen direkten Zusammenhang zwischen einer verzögerten Hauterneuerung, bedingt durch exterene Faktoren wie zum Beispiel UV-Strahlung, Umweltverschmutzung, Verzehr von Genußmitteln wie Nikotin sowie Streß und die direkten Auswirkungen auf unsere Hautalterung nachweisen.2,3

Welche Faktoren können den Hauterneuerungszyklus beeinflussen?
Kosmetische Pflegeprodukte haben einen großen Einfluß auf den Hauterneuerungszyklus, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. Falsche Reinigungsprodukte sowie aggressive Tenside können die Hautbarriere schädigen und wertvolle Lipide aus der Haut waschen. Dadurch ist die Haut anfälliger für äußere Einflüsse sowie Bakterien und Mikroorganismen und die Zellteilung kann gestört werden. Sehr heißes Wasser reizt zusätzlich die Haut und kann zu starker Austrocknung der Haut führen.
Neben diesen Faktoren spielt vor allem die UV-Strahlung eine große Rolle für eine intakte Zellerneuerung. Eine dauerhaft erhöhte UV-Exposition kann die Haut verdicken und führt zur Lichtschwiele, im Allgemeinen auch als „Lederhaut“ bekannt. Durch eine verdickte Hornschicht können Wirkstoffe von außen nicht mehr so gut in die Haut penetrieren und Talg kann nicht mehr aus der Haut abfließen. Zudem findet die Zellerneuerung stark verlangsamt statt und die Haut erscheint grob, ledrig und verhornt mit einem gelblichen, fahlen Teint.
Diesen Hautzustand gilt es zu vermeiden, da eine verzögerte Hauterneuerung sichtbare Auswirkungen auf das Erscheinungsbild und die Hautalterung hat. Zudem ist eine erhöhte UV-Exposition ein wichtiger Auslöser für die Bildung von freien Radikalen. Freie Radikale wiederum haben einen direkten Einfluß auf unsere Hautalterung.
Mit den geeigneten kosmetischen Maßnahmen und Produkten läßt sich der Hauterneuerungszyklus dagegen positiv beeinflussen und stärken und die Auswirkungen von UV-Strahlung mindern. Peelings wie zum Beispiel mechanische, Enzym- oder Fruchtsäurepeelings, die auf den Hautzustand abgestimmt sind, haben einen sehr positiven Effekt auf die Haut und die Zellerneuerung.
Die regelmäßige Anwendung von Peelings hat verschiedenen Vorteile: die abgestorbenen Hornschüppchen, die auf der Haut aufliegen, werden entfernt. Dadurch fühlt sich die Haut weicher und glatter an und ist aufnahmebereiter für Wirkstoffe. Zudem fördert die Entfernung der aufliegenden Hornschüppchen den darunter liegenden Zell-Turnover. Die Haut sieht glatter, strahlender und ebenmäßiger aus.
Die richtige Auswahl an Wirkstoffen fördert ebenfalls die Hauterneuerung. Hierzu zählen zum Beispiel Vitamin C, Niacinamid (Vitamin B3), Vitamin E, Milchsäure, Zink und Hyaluronsäure. Vor allem Vitamin C, Vitamin E und Niacinamid sind zudem bekannt für die hohe antioxidative Wirkung, welche essentiell bei der Stabilisierung von freien Radikalen und folglich bei der Prävention vor Hautalterung sind.4,5,6
Die Kombination aus hochwirksamen Wirkstoffen, die regenerierend sowie die Zellerneuerung anregend wirken und die Haut zudem mit Feuchtigkeit versorgen, sind ideal zur Förderung der Hauterneuerung und als Anti-Aging Pflege. Dadurch wird die Haut optisch glatter, strahlender und frischer. Die Verwendung eines hohen Sonnenschutzproduktes mit Breitbandfiltern ist für die Vermeidung der Lichtschwiele und für die Gesundheit der Zellen unerläßlich.

Zusammenfassung:
Eine regelmäßige Pflege, die auf das Hautbedürfniss und den Hautzustand abgestimmt ist, hat einen großen Einfluß auf den Hauterneuerungszyklus und dadurch auf die Hautgesundheit und das Erscheinungsbild. Die Dicke der Haut, die Dichte der Zellen und damit verbunden auch eine gesunde und starke Hautbarriere lassen sich durch verschiedene Maßnahmen und Wirkstoffe beeinflussen. Vor allem die passenden Wirkstoffe sowie die Hydratation der Haut spielen hier eine große Rolle.
Um dieses sehr effiziente System der Hautbarriere aufrecht zu erhalten, sind regelmäßige Peelings unerläßlich. Dadurch vermeiden wir Verhornungen und fördern die Aufnahme von Wirkstoffen. Die Hautzellen können zudem gezielt mit Feuchtigkeit und Wirkstoffen versorgt werden, der Hauterneuerungszyklus wird unterstützt und gestärkt und die Haut erscheint strahlend frisch und ebenmäßig.
Literatur:
[1] Gonzales et al.: Skin and Its Regenerative Powers: An Alliance between Stem Cells and Their Niche. Dev. Cell., 2017.
[2] Eckhart et al.: Autophagic Control of Skin Aging. Front Cell. Dev. Biol., 2019.
[3] Sreedhar et al.: Mitochondria in skin health, aging, and disease. Cell. Death. Dis., 2020.
[4] Maione-Silva et al: Ascorbic acid encapsulated into negatively charged liposomes exhibits increased skin permeation, retention and enhances collagen synthesis by fibroblasts. Nature / Scientific Report, 2018.
[5] Dreher et al.: Topical melatonin in combination with vitamins E and C protects skin from ultraviolet induced erythema: a human study in vivo. Br. J. Dermatol., 1998.
[6] Wolf et al.: Vitamin E: the radical protector. J. Eur. Acad. Dermatol. Venereol., 1998.